Liberta et patria

Vor einigen Jahren stand ich in der Kathedrale St. Nikolaus in Fribourg vor einem Buntglasfenster, das mir ein Rätsel war. Auf einer Seite erkannte ich Bruder Klaus in einer anbetenden Position, auf der anderen Seite eine Familie vor einem grossen Kruzifix. Am unteren Rand war eine Schar Soldaten, die eine Hand zum Schwören in die Höhe streckten. Wie gehörte dies alles zusammen? Nach langem sah ich, dass die beiden Frauen, die auf einer Säule standen, je ein Schild trugen. Auf einem stand «Liberta» auf dem anderen «Patria». Oder bildlich dargestellt in der Kreuzigung Jesu – Symbol der Befreiung von den Fesseln des Todes und Schenkung des neuen Lebens. Und Bruder Klaus steht wie kein anderer im deutschsprachigen Raum für die Verbundenheit durch Frieden in der Heimat. Zuunterst sind all jene, die einander versprechen, füreinander da zu sein und einander beizustehen.

Liberta (Freiheit) und Patria (Heimat) gehören zusammen. Es sind sogar Grundbedürfnisse jedes Menschen. Das Bedürfnis das Leben selbstbestimmt zu gestalten und das Bedürfnis nach Verbundenheit mit anderen Menschen. Es braucht eine Verbundenheit, um in Freiheit leben zu können. Oder andersherum: ohne Freiheit – wer in Ketten gelegt und versklavt wird – verliert auch das Gefühl der Verbundenheit zum Ort und dessen Menschen.

Dabei gilt zu beachten, dass Freiheit und Verbundenheit im Gleichgewicht bleiben. Bekommt eine Seite zu viel Gewicht, geraten wir rasch aus der Balance. Ein Baum ohne Wurzeln fällt wegen einem Windhauch um. Aber wenn er nur wurzelt, ragen keine Äste in den Himmel, können keine Früchte reifen und wachsen.

Manche fühlen sich in der Partnerschaft, in ihrer Familie, in Freundschaften stark eingebunden. Doch wenn dieses Gefühl der Eingebundenheit fehlt, müssen wir grösser denken: Wir alle sind eingebunden als Mensch unter Menschen, als Geschöpf unter Geschöpfen, als Sternenstaub im Universum… als geliebtes Kind in Gottes Werk.

Das gibt uns den Halt, unser Leben als freie, selbstdenkende, unabhängige Menschen zu führen.

Ein Beitrag von:

Franziska Widmer

Pfarreiassistentin

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