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Geschichte der Pfarrei

Die Pfarrei Richterswil/Samstagern blickt auf eine lange und sehr bewegte Zeit mit vielen Höhen und Tiefen zurück.
Im Folgenden soll ein kurzer Abriss der Geschichte einen Einblick in Entstehung und Entwicklung des kirchlichen Lebens in Richterswil geben.

ab ca. 455Die Alemannen gründen Richterswil
Der heidnische Alemanne namens Richtilo lässt sich in der Seebucht nieder. Nach ihm wurde die erste Siedlung «Richtiloswile» genannt.
536-900Die Franken bringen das Christentum
Nach 536 gehört unser Gebiet zum Frankenreich. Die Franken führen, z.T. mit Gewalt, in ihrem Gebiet die christliche Religion verbindlich ein. Übrigens: Der Nationalheilige der Franken ist der Heilige Martin von Tours, der auch erster Patron der Richterswiler Kirche werden sollte. Auf den Heiligen Martin geht auch die Tradition der Räbechilbi zurück.
861Der Heilige Meinrad stirbt in Einsiedeln
Als Dorf am Pilgerweg nach Einsiedeln gewinnt Richterswil zunehmend an Bedeutung. Die Pilger bringen gutes Geld in unsere Gaststuben und Herbergen und verleihen dem Dorf einen wirtschaftlichen Aufschwung.
1100-1287Freiherren von Wädenswil
Nach dem Einfall der Ungarn wappnen sich Helvetier gegen künftige Kriege und bilden den Ritterstand aus. Damit entstand auch der Feudalismus. Die bisher freien Bauern werden zu Untertanen von adligen Rittern. Unser Gebiet untersteht den Freiherren von Wädenswil, die gegenüber der heutigen Eichmühle ihre Burg bauen.
ca. 1230Erster Kirchenbau in Richterswil
Unter der Herrschaft der Freiherren von Wädenswil wächst die Bedeutung des christlichen Gedankenguts und der Kirche, was sich etwa im Errichten einer ersten Kirche auf dem heutigen Friedhofsgebiet manifestiert. Die Kirche ist dem Heiligen Martin geweiht. (Ob zuvor bereits eine Kapelle in Richterswil stand, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr sagen. Es ist zu vermuten, dass bereits während der Frankenherrschaft eine Kapelle errichtet wurde. Die 1230 neu errichtete Kirche ist allerdings die erste urkundlich erwähnte).
1287-1322Der Johanniterorden übernimmt die Macht
Der geistliche Ritterorden der Johanniter kauft den hoch verschuldeten Freiherren von Wädenswil die gesamte Herrschaft ab. Das betroffene Gebiet lässt sich kaum abstecken, denn anders als heute existierten keine klaren Gemeindegrenzen. Als Richterswiler bezeichnete sich, wer hier zur Kirche ging, also in Richterswil «kirchengenössig» war. Der Priester der Richterswiler Kirche wurde von den Johannitern ernannt. Häufig war er selber Mitglied des Johanniterordens. Der Priester hatte ein Gebiet vom heutigen Hütten und den Siedlern ennet der Sihl über Wollerau bis zu der Grenze zu Wädenswil zu Fuss zu betreuen. Er lebte von Abgaben der Pfarreiangehörigen.
ab 1342Burgrecht mit Zürich
Zürich schliesst mit den Richterswilern ein sogenanntes Burgrecht. Dadurch erhalten die Johanniter das Zürcher Bürgerrecht und die Richterswiler unterstehen dem militärischen Schutz Zürichs, während sie Zürich das Recht gewähren, die hiesige Burg im Kriegsfall als Stützpunkt zu benützen.
um 1450Umbau der Richterswiler Kirche
Die Johanniter finanzieren für das alte romanische Kirchlein einen grösseren, nun gotischen Chorraum und einen neuen Turm. Da die Bevölkerung ihrem Teil der Abmachung nicht nachkommt und die Vergrösserung des Kirchenschiffs nicht finanzieren will, bleibt das alte, kleine Kirchenschiff neben dem proportional viel zu grossen, gotischen Chorraum stehen.
1519Huldrych Zwingli kommt nach Zürich
Am 1. Januar 1519 tritt Huldrych Zwingli sein Amt als Leutpriester am Grossmünster an und treibt rasch kirchliche Reformen voran. Während viele Zürcher Dörfer die Reformation übernehmen, wehrt sich Richterswil unter der Herrschaft der katholischen Johanniter noch lange gegen das reformatorische Gedankengut.
1529Richterswil schliesst sich der Reformation an
Im Mai 1529 beschliesst Richterswil in einer Gemeindeversammlung den Anschluss an die Reformation. Der damalige Pfarrer, Joachim Rugglisberger, wird nicht ganz freiwillig zum reformierten Pfarrer, während sein Kaplan, Peter Bottenwiler, nach Wollerau zieht und dort die abgespaltenen Gemeindeglieder betreut, die der Reformation nicht folgen wollten und nun eine eigene katholische Kirche bauen. Sofort nach der Reformation beginnen die Richterswiler, Statuen, Altäre und Heiligenbilder aus der Kirche zu reissen und sie auf dem Friedhof nebenan zu verbrennen. Einzig die Altargruppe «Mariae End» blieb aus der alten Kirche bis heute erhalten. Die Wollerauer hatten sie vor dem Feuer gerettet. Diese Gruppe ziert heute als Altarbild einen Seitenaltar in der Wollerauer Pfarrkirche.
ab 1529In Zürich gibt es keine katholische Kirche mehr
Mit der Reformation werden alle Richterswiler reformiert. Wer beim katholischen Glauben bleiben will, muss den Kanton verlassen und etwa nach Wollerau umziehen. Katholiken ist es nicht mehr gestattet, sich im Kanton Zürich niederzulassen. Auch katholische Gottesdienste sind auf Zürcher Gebiet ab sofort verboten.
1807Das Zürcher Toleranzedikt öffnet neue Türen für Katholiken
Das Zeitalter der Aufklärung macht den Weg frei für mehr religiöse Toleranz. Erste Katholiken dürfen sich wieder in Zürich niederlassen.
1848Die Bundesverfassung gewährt Niederlassungs- und Glaubensfreiheit
Die in der Bundesverfassung von 1848 proklamierte Niederlassungs- und Glaubensfreiheit ermöglicht es Katholiken erstmals seit über 300 Jahren, wieder im Kanton Zürich und somit auch in Richterswil wohnen zu dürfen. Für den Gottesdienst müssen die Richterswiler allerdings weiterhin nach Wollerau gehen.
1907Gründung des katholischen Kirchenbauvereins
Der Kirchenbauverein hat den Zweck, ein Gottesdienstlokal zu beschaffen und später eine Kirche zu bauen.
1908Eine katholische «Notkirche» wird eingerichtet
Der Kirchenbauverein kauft ein Wohnhaus an der Wiesengrundstrasse und richtet darin eine Notkirche ein. Am 27. September 1908 findet nach über 300 Jahren erstmals wieder ein katholischer Gottesdienst in Richterswil statt. Vorsteher ist Pfarrer Camenzind aus Wädenswil, da Richterswil noch keine eigenständige Pfarrei ist.
1909Grundstück für Pfarrhaus und Kirche wird gekauft
Der Kirchenbauverein kauft ein Grundstück von 4’000 m2 zum Preis von 20’000 Franken.
1911Der Bau des Pfarrhauses beginnt
Der am 29. August 1911 für Richterswil eingesetzte Priester Leo Munier beginnt sofort mit dem Bau eines Pfarrhauses, welches 1912 eingeweiht wird.
Erste Vorschläge für den Bau der Pfarrkirche werden als zu teuer abgelehnt.
1913Der Bau der Kirche beginnt
Am 3. August ist die Grundsteinlegung für den Bau der neuen katholischen Pfarrkirche. Die Firma Gebrüder Ferrari, Wädenswil, baut die Kirche unterstützt durch Fronarbeit der Pfarreiangehörigen in nur 10 Monaten nach den Plänen des Architekten Adolf Gaudy, Rorschach. Das Altarbild mit der Darstellung der Heiligen Familie nach Murillo wird vom Richterswiler Kunstmaler Edwin Bachmann ausgeführt.
1914Kirchweihe
Am 14. Juni 1914 wird die Kirche durch den Dekan des Klosters Einsiedeln, Pater Athanasius Staub, feierlich benediziert.
1916Pfarreigründung
Der Bischof von Chur, Georg Schmid von Grüneck, erhebt Richterswil per 1. Januar 1916 zur selbständigen Pfarrei. Somit wird Richterswil von der Pfarrei Wädenswil abgetrennt.
1923Die erste Orgel wird eingebaut
1930Glockenweihe
Die in der Giesserei Fritz Hamm, Staad, neu gegossenen Glocken werden nach einer Prozession vom Bahnhof zur Kirche von Bischof Georg Schmid von Grüneck unter Beisein der Gläubigen feierlich geweiht.
1933Die Kirche erhält 2 Altäre
1938Bau der Marienkirche Samstagern
Da der Weg von Samstagern zur Kirche in Richterswil doch ziemlich lange ist, kommt das Bedürfnis auf, in Samstagern eine eigene Kapelle zu errichten. So wird 1938 an der Bergstrasse eine erste Marienkapelle errichtet. Es handelt sich dabei um eine Holzkirche, die zuvor in Hallau gestanden hatte. Samstagern kommt dadurch zu einem kostengünstigen Kirchlein.
1939Umbau der Pfarrkirche Richterswil
Auf das 25-jährige Jubiläum wird die Kirche renoviert. Der Hochaltar wird dabei schlichter gestaltet und die Kirche durch ein östliches Seitenschiff erweitert.
1958-1959Bau des Jugendheims
Für nichtliturgische Anlässe benötigt die immer noch stark wachsende katholische Pfarrei neue Räumlichkeiten. Das Jugendheim wird gebaut – ein Grossteil davon in Fronarbeit von Pfarreiangehörigen.
1977-1979Renovation und Umbau der Pfarrkirche Richterswil
Aufgrund der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wird die Richterswiler Kirche ein weiteres Mal renoviert und umgebaut. Die Arbeiten werden von Josef Riklin, Wädenswil, geleitet. Das künstlerische Konzept stammt von Josef Rickenbacher, Steinen SZ. Er gestaltet auch Altar, Ambo, Tabernakel, Taufstein und die Antoniusplastik. Auch die St. Martinsstatue, die vor der Kirche ihren Platz gefunden hat und an das Patrozinium der mittelalterlichen Kirche von Richterswil erinnert, stammt aus seiner Feder. Im Zuge dieser Renovation werden auch die früher zugemauerten „Ochsenaugen“, also die oberen, runden Fenster im Chorraum, wieder geöffnet. Ausserdem werden sowohl der Hochaltar als auch die Seitenaltäre entfernt. Auch das Chorgestühl und das Täfer, das sich durch Chorraum und Schiff zog, fallen der neuen Sachlichkeit zum Opfer. Die Kirche erhält eine neue Orgel.
1985-1993Das Pfarreiheim wird gebaut
Die Kirchgemeinde stimmt 1985 dem Kauf eines Grundstücks für den Bau eines neuen Pfarreiheims zu, da das Jugendheim zu eng geworden ist. Am 2. Dezember 1990 gibt die Kirchgemeindeversammlung grünes Licht für den Neubau-Kredit, sodass ein gutes Jahr später mit den Aushubarbeiten begonnen werden kann. Das neue Pfarreiheim wird im November 1993 feierlich eingeweiht.
2011Neubau der Marienkirche Samstagern
Weil die Marienkirche im rasch wachsenden Samstagern nicht mehr genügend Räumlichkeiten für die Pfarreiarbeit aufweist und die Bausubstanz schlecht geworden ist, wird 2010 der Entscheid zum Bau einer neuen Kirche gefällt. Der Grundstein für den Neubau wird 2011 gelegt. Bereits ein Jahr später kann der neue Kirchenraum am 12. Februar 2012 durch den Churer Bischof Vitus Huonder feierlich eingeweiht werden.
2014Die Pfarrkirche Richterswil erhält eine Chororgel aus dem Jahr 1934.